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carvelo expert

Eine häufig gestellte Frage rund ums Thema "Carvelo" wird in dieser Rubrik von einem Experten aufgeworfen und diskutiert. Haben Sie eine Frage, die Sie hier veröffentlicht haben möchten? Dann melden Sie sich ein­fach per Mail an info@​carvelo.ch.

Pascal Berchtold zur Frage: Wie hoch sind die jährlichen Kosten für ein Carvelo, dass ich selber kaufe?

Pascal Berchtold, Leiter Technik & Wirtschaft, TCS
Pascal Berchtold, Leiter Technik & Wirtschaft, TCS

 Pascal Berchtold: Besonders bei Lastenvelos macht ein elektrischer Hilfsantrieb durchaus Sinn – sollen doch „Waren“ damit transportiert werden. Für die Berechnung der Kostenprognose wählen wir als Beispiel daher ein elektrisches Cargo-Bike oder im folgenden auch "Carvelo" genannt, mit einem Anschaffungspreis von 6800 Franken inkl. Zubehör wie Regenschutz für den Laderaum. Wir fahren jährlich voraussichtlich rund 2600 km – analog BFE-Durchschnitt. Amortisiert man die Anschaffung über eine Dauer von sieben Jahren ergeben sich nachfolgende Zahlen.

Dabei bleibt zu erwähnen: Unsere Prognose basiert auf Annahmen, die effektiven Kosten, können erst am Ende des Carvelo-Lebens genau beziffert werden. Die Servicekosten nehmen wir mit rund 250 Franken pro 2600 km an, also einmal pro Jahr ein Service. Darin enthalten sind allgemeine Unterhaltsarbeiten an Ketten/Ritzel, Räder/Reifen, Federung und Beleuchtung. Die meist auf Lithium-Technologie basierenden Akkus büssen im Durchschnitt 5 % der Kapazität pro Jahr ein, woraus kürzere Reichweiten resultieren. In sieben Jahren muss ein Akku also mindestens einmal ersetzt werden. Erfahrungen des  TCS zeigten, dass die Unterhaltskosten bei teuren E-Bikes oft höher sind als bei den herkömmlichen Velos. Vernachlässigbar sind hingegen die Stromkosten – 20 Franken pro Jahr sind hierfür realistisch. Meist besitzt man nicht nur ein Carvelo, sondern noch weitere Fahrräder für die ganze Familie. Dies kann die Miete oder den Kauf eines Unterstands oder einer Garage erforderlich machen. Die Kosten hierfür haben wir jedoch nicht berücksichtigt. Ebenfalls empfehlenswert ist die TCS Mitgliedschaft – sollte doch mal eine Panne auftreten.

Wer viel fährt, fährt oft auch bei schlechtem Wetter und braucht hierfür taugliche Kleidung inkl. Velohelm, auch das ist in unserer Berechnung berücksichtigt. Auch Produkte für die Fahrzeugpflege dürfen nicht fehlen.

Bei unserem Beispiel ergibt das jährliche Gesamtkosten von knapp 2100 pro Jahr oder einen Kilometerpreis von 0.80 Franken. Was kaum jemand bedenkt, aber in unserer Berechnung nicht fehlen darf: Der „Kauf an sich“. Dieser wird oft vergessen, obwohl es den grössten Budgetposten darstellt – schliesslich wollen Sie nach sieben Jahren ein ebenso tolles Carvelo kaufen können.

Mehr zum Thema:

Link zur Berechnung
Link zur Bestellung des TCS-Kilometerkosten-Sticks für individuelle Berechnungen


Siehe auch:
Wir selber haben übrigens ebenfalls die Kosten berechnet und kommen auf 1200 CHF pro Jahr. In unserem Vergleich stellen wir das Carvelo dem Kleinauto gegenüber. Hier reinklicken zu unserem Kostenbeispiel.


Anmerkung der Redaktion: Mit diesem Batzen kann man/frau übrigens mehr als 200 Tage (à 8 Stunden) ein hochwertiges Carvelo bei www.carvelo2go.ch mieten und umgeht sämtliche Mühen und Zeitaufwände, die ein Betrieb/Wartung eines eigenes Carvelos mit sich bringt...
 

Julia Zosso zu: Wie integriere ich das Carvelo ideal in meinen Mobilitätsalltag?

Julia Zosso, carvelo
Julia Zosso, carvelo

Julia Zosso: Das Carvelo eignet sich hervorragend für die Erledigung von Einkäufen oder Besorgungsfahrten sowie für Ausflüge ins Grüne mit Kind und Kegel. Dies unterstreicht auch eine Nutzerbefragung, die jüngst bei Nutzerinnen und Nutzern des Cargo-Bike-Sharings carvelo2go durchgeführt wurde. In die Alltagsmobilität fliessen so auch gleich wichtige Komponenten wie Bewegung, frische Luft und Spass mit ein und ich komme stressfrei und flexibel von A nach B. Anstelle der stark befahrenen Hauptachsen baue ich bei meiner Cargo-Bike-Fahrt auch einmal Quartierstrassen in meine Route mit ein; als Zuladung empfehlen sich maximal 60kg Gewicht, um alle Steigungen und Hindernisse, die der Verkehrsalltag bietet, angenehm bewältigen zu können.

Steht mein eigenes Cargo-Bike nicht direkt vor der Haustür, kann ich auch ohne Weiteres auf ein Modell im Sharing-Betrieb zurückgreifen. Dieses steht bei meinem Quartierladen zum Einsatz bereit und kann schnell und unkompliziert über die Sharing-Plattform carvelo2go.ch reserviert werden. In Kombination mit anderen Verkehrsmitteln – z.B. Mobility Carsharing oder ÖV – decke ich so ohne weiteres all meine Mobilitätsbedürfnisse ab, nutze dasjenige, das in der jeweiligen Situation am meisten Sinn macht und überlasse es anderen, wenn für meine Bedürfnisse ein anderes Verkehrsmittel idealer erscheint.

Dr. Jörg Beckmann zu: Wie sicher bin ich mit einem Carvelo unterwegs?

Jörg Beckmann, Direktor der Mobilitätsakademie
Jörg Beckmann, Direktor der Mobilitätsakademie

Dr. Jörg Beckmann, Direktor der Mobilitätsakademie: Das Lastenvelo kommt bereits seit vielen Jahren in Ländern wie den Niederlanden und Dänemark in der Alltagsmobilität zum Einsatz. In Kopenhagen verfügen etwa 15% aller Familienhaushalte über ein Lastenvelo. Die Niederlande ist das „verkehrssicherste Land“ Europas – trotz oder gerade auch wegen seines hohen Veloanteils! Experten aus diesen und anderen Ländern weisen unter anderem darauf hin, dass Lastenvelos gegenüber Velos mit Anhängern beim Kindertransport Sicherheitsvorteile aufweisen: die Kinder sind sichtbar; wenn Kurven mit Anhängern „geschnitten“ werden, drohen diese durch den Kontakt mit dem Bordstein umzukippen, was beim Lastenvelo nicht geschehen kann; und Velos mit breiteren Anhängern kollidieren öfter an „Pollern“ und „Pfählen“.

Auch die Mobilitätsakademie setzt seit 2013 eine wachsende Flotte von elektrischen Lastenvelos in verschiedenen Projekten ein. Insgesamt haben diese Velos in dieser Zeit weit über 20‘000 km eingefahren ohne in irgendwelche Unfälle mit Personenschaden verwickelt zu sein.

Die Erfahrung zeigt weiterhin, dass die Fahrerinnen und Fahrer von elektrischen Lastenvelos im Vergleich zu „normalen“ eVelos, aufgrund des Kinder- oder Warentransportes, spürbar vorsichtiger unterwegs sind („Risikokompensation“). Gleichzeitig stellen sich bei der Einführung von neuen Fahrzeugen in den Strassenverkehr auch immer neue Anforderungen an das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer (sowie an die Infrastruktur). Mit wachsendem Anteil von elektrischen Cargo-Bikes auf der Strasse kommt es zu Verhaltensanpassungen und einer Gefahrenminderung. Das Phänomen nennt sich „Safety by Numbers“.

All diese Fakten zeigen, dass man mit dem elektrischen Cargo-Bike nicht mehr oder weniger sicher unterwegs ist, als mit anderen Verkehrsmitteln auf der Strasse. Wir empfehlen aber natürlich allen Fahrerinnen und Fahrern vorsichtig zu sein und insbesondere den Kindern Helme anzuziehen.

Jonas Schmid zu: Wie kann ich im Winter mit einem Carvelo unterwegs sein?

Jonas Schmid, Leiter carvelo2go
Jonas Schmid, Leiter carvelo2go

Jonas Schmid, Leiter carvelo2go: Kälte, Wind und Regen werden oft als grosse Hürden für das Velofahren im Winter wahrgenommen. Natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass Velofahren bei warmen Temperaturen mehr Spass macht und beispielsweise bei viel Schnee zum Teil wirklich nicht mehr praktikabel ist. Dass die Winterzeit und schlechtes Wetter den Fahrradverkehr jedoch nicht zum Erliegen bringen müssen, zeigen die hohen Veloanteile in nördlichen Städten wie Kopenhagen.

Denn: Mit der richtigen Ausrüstung kommt man auch im Winter mit dem Cargo-Bike komfortabel und sicher ans Ziel. Dazu gehört natürlich primär eine warme und wetterfeste Bekleidung. Für den Transport von Kindern bieten die meisten Cargo-Bike-Hersteller Regenverdecke an, so dass die Kleinen stets im Trockenen sitzen. Will man sich als Fahrerin oder Fahrer zusätzlich gegen Regen schützen, bietet sich der Einsatz eines Regendaches wie dasjenige der Marke Dryve an, das mit wenigen Handgriffen am Velo montiert werden kann. Liegt über mehrere Tage Schnee oder Eis auf der Strasse, kann der Einsatz von Spikes-Reifen sinnvoll sein. Diese sind im Fachhandel erhältlich.   

Alain Brügger zu: Was macht das Carvelo zum idealen Sharing-Fahrzeug?

Alain Brügger, carvelo
Alain Brügger, carvelo

Alain Brügger: Grundsätzlich denke ich, dass die zwei wichtigsten Argumente für das Teilen von Verkehrsmitteln universell auf alle Fahrzeuge anwendbar sind: 1.) Positive Umwelteffekte durch bessere Auslastung vorhandener Ressourcen und Reduktion des Verbrauchs neuer Ressourcen und 2.) die Reduktion des Platzverbrauchs im öffentlichen Raum zur Verbesserung der Lebensqualität. 

Beim Cargo-Bike kommt hinzu, dass in den meisten Fällen die Nutzung komplementär zum herkömmlichen Zweirad stattfindet, d.h. dass viele Haushalte in der Schweiz bereits eines oder mehrere Fahrräder besitzen und nutzen. Der Zusatznutzen des Cargo-Bikes kommt also besonders dann zum Tragen, wenn zum eigenen Fortbewegungsbedürfnis ein Transportbedürfnis hinzukommt. Man greift also für die Beförderung der eigenen Person auf das in der Regel bereits vorhandene eigene Fahrrad zurück und nutzt das Cargo-Bike, um Waren oder Kinder zu transportieren. Dieses Bedürfnis ist oft nicht täglich, sondern eher unregelmässig vorhanden, was die Möglichkeit, ein Cargo-Bike nicht selbst anzuschaffen, sondern es im Rahmen eines Sharing-Programms wie carvelo2go zu nutzen oder eines im privaten Kreis mit anderen zu teilen, besonders spannend macht.  

Jonas Schmid zu: Welches sind die Vorteile von Carvelos gegenüber Veloanhängern?

Jonas Schmid, Leiter carvelo2go
Jonas Schmid, Leiter carvelo2go

Jonas Schmid, Leiter carvelo2go: Will man mit dem Velo Kinder transportieren, weist das Cargo-Bike gegenüber dem klassischen Fahrradanhänger klare Vorteile punkto Sicherheit und Fahrkomfort auf. Die Kinder befinden sich stets im Blickfeld des Fahrers. So kann man sich auf die Fahrt konzentrieren  und verliert trotzdem nicht aus den Augen, was  die Kleinen gerade treiben. Die Handhabung eines Cargo-Bikes im Verkehr fällt den meisten Leuten einfacher als die Navigation mit einem Anhänger. Auf dem Lastenrad merkt man ausserdem schnell, dass es sehr viel angenehmer ist, die breite Stelle des Gefährtes nicht wie beim Anhänger hinter sich (d.h. ausserhalb des Blickfeldes), sondern vor sich zu haben. So kommt es garantiert nicht zu Streifkollisionen mit Trottoir-Rändern oder Autokarosserien. Nicht zuletzt steht ein Cargo-Bike jederzeit zur Abfahrt bereit, während ein Anhänger erst noch installiert werden muss und die Kinder ziehen die Fahrt im Cargo-Bike dem Ritt im Anhänger vor – denn im Lastenrad erhalten sie einen Logenplatz und befinden sich mitten im Geschehen.

Zugunsten des Fahrradanhängers ist insbesondere die grössere Flexibilität dank der Kombination mit einem beliebigen Velo ins Feld zu führen. Die Entkoppelung der Ladefläche vom Velo bietet ausserdem Vorteile beim Parkieren zuhause, denn so braucht es weniger Platz.

Punkto Preis liegen beide Mobilitätslösungen etwa gleich auf: So kostet ein qualitativ hochstehendes E-Bike zusammen mit einem guten Veloanhänger ca. CHF 5‘000 bis CHF 6‘000, was man auch für die Anschaffung eines eCargo-Bikes wie z.B. dem Modell von Urban Arrow oder Bakfiets rechnen muss.

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